Die Geschichte der Familie Reiter
Adolf Reiter wurde am 8.5.1875 als Abraham Eber Spund-Reiter in Stanislau/Galizien (heute Iwano-Frankiwsk/Ukraine) geboren und wuchs in Czernowitz (heutige Ukraine) auf.
Am 1. Oktober 1902 siedelte er von Plauen, wo er zwei Jahre lang in einem Warenhaus gearbeitet hatte, nach Hof über und gründete das Geschäft „Kaufhaus Adolf Reiter“ in der Ludwigstraße 54. Er heiratete im März 1903 in Czernowitz Sabine (Sprinze) Fuhrmann (geb. 2.2.1879). Im Dezember 1903 kam in Hof ihr erster Sohn Bruno zur Welt. In den Folgejahren wurden die Söhne Leo (1905), Julius (1907) und Kurt (1909) geboren. Erich Reiter (später: Eric Reed) folgte 1923. Adolf Reiter erwarb 1912 mit seiner Familie die bayerische Staatsangehörigkeit. In seinem Kaufhaus bot er hauptsächlich Haus- und Küchengeräte sowie Luxus- und Spielwaren an. Heute befindet sich in dem Gebäude die Sparda-Bank.
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten war Adolf Reiter zunehmenden Schikanen ausgesetzt. Im April 1933 wurde er zusammen mit anderen Juden verhaftet und mehrere Tage im Gefängnis festgehalten. Die Verfolgungen wurden immer schlimmer und wirkten sich auch auf die Kinder aus.
Der Rechtsreferendar Julius Reiter war schon vor der Machtübernahme der Nationalsozialisten aufgrund des Vorwurfs einer angeblichen Beziehung zu einer nichtjüdischen Frau massiven antisemitischen Anfeindungen seitens nationalsozialistischer Publikationsorgane ausgesetzt. Die Diffamierungen führten schließlich zum Verlust seiner beruflichen Stellung. Aufgrund der antisemitischen Verfolgung flohen Julius Reiter und seine Geschwister Bruno und Kurt 1933 nach London. Leo Reiter wanderte nach Brasilien aus.
Adolf, seine Ehefrau Sabine und der jüngste Sohn Erich blieben einstweilen in Hof. Adolf Reiter musste aber aufgrund boykottbedingter Umsatzeinbußen am 30. Juni 1936 sein Warenhaus schließen, ehe am 29. August 1938 die Zwangsversteigerung angekündigt wurde. Er litt über die Jahre unter einem heftigen Magenleiden, das nach eigenen Aussagen nach jedem Kontakt zu den Nazis noch schlimmer wurde.
Während der Reichspogromnacht sollte er von den Nazis inhaftiert werden, galt jedoch wegen seiner gesundheitlichen Probleme als nicht transportfähig, weshalb an seiner Stelle seine Frau inhaftiert wurde. Am nächsten Tag wurde sie wieder entlassen. Kurz darauf begab sich die Familie auf die Flucht nach England, wo Adolf Reiter gesundheitlich geschwächt schon im März 1939 verstarb. Sabine Reiter starb am 19. Juli 1957 ebenfalls in England. Den Kindern des Ehepaars gelang es, in England ein neues Leben aufzubauen.


