Schicksale jüdischer Hofer
Ludwigstraße 54

Adolf Reiter wurde als Abraham Eber Spund-Reiter in Galizien geboren und wuchs in Czernowitz auf. Am 1. Oktober 1902 siedelte er von Plauen nach Hof über und gründete das Geschäft „Kaufhaus Adolf Reiter“ in der Ludwigstraße 54. Er heiratete im März 1903 in Czernowitz Sabine (Sprinze) Fuhrmann. Im Dezember 1903 kam in Hof ihr erster Sohn Bruno zur Welt. Adolf Reiter erwarb 1912 mit seiner Familie die bayerische Staatsangehörigkeit. In seinem Kaufhaus bot er hauptsächlich Haus- und Küchengeräte sowie Luxus- und Spielwaren an.

Heute befindet sich in dem Gebäude die Sparda-Bank. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten war Adolf Reiter zunehmenden Schikanen ausgesetzt. Im April 1933 wurde er mit anderen Juden verhaftet und mehrere Tage im Gefängnis festgehalten. Die Verfolgungen wurden immer schlimmer und wirkten sich auch auf die Kinder aus.

Der Rechtsreferendar Julius Reiter war schon vor der Machtübernahme der Nationalsozialisten massiven antisemitischen Anfeindungen und Diffamierungen ausgesetzt, weil er eine Beziehung mit einer nichtjüdischen Frau hatte. Er und seine Geschwister Bruno und Kurt flohen deshalb 1933 nach London.

Der Rest der Familie blieb einstweilen in Hof. Adolf Reiter musste aber am 30. Juni 1936 sein Warenhaus schließen, ehe am 29. August 1938 die Zwangsversteigerung angekündigt wurde. Er litt über die Jahre unter heftigem Magenleiden, das nach eigenen Aussagen nach jedem Kontakt zu den Nazis noch schlimmer wurde.

Während der Reichspogromnacht sollte er von den Nazis inhaftiert werden, galt jedoch als nicht transportfähig, weshalb statt seiner seine Frau inhaftiert wurde. Am nächsten Tag wurde sie glücklicherweise wieder entlassen. Unmittelbar danach begab sich die Familie auf die Flucht nach England, wo Adolf Reiter schließlich im März 1939 verstarb. Sabine Reiter starb am 19. Juli 1957 ebenfalls in England. Den Kindern des Ehepaars gelang es, in England ein neues Leben aufzubauen.

Quelle: Hübschmann 2019, S. 211ff.