Die Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933
Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten ist die Ernennung Hitlers zum Reichskanzler und das Ansichreißen aller staatlichen Macht in der Folgezeit gemeint. In der Nacht vom 27. auf den 28. Februar 1933 brannte der Reichstag, was allen Kommunisten angehängt worden ist und zum Anlass für deren Verfolgung genommen wurde. Am 28.02.1933 wurde die „Reichstagsbrandverordnung“ in Kraft gesetzt, welche wesentliche Grundrechte einschränkte oder gar außer Kraft setzte. Außerdem sah die Verordnung eine Verschärfung von Strafbestimmungen vor, so wurde beispielsweise die Todesstrafe für Hochverrat und Brandstiftung verhängt.
Der Boykott jüdischer Geschäfte, Firmen und Freiberufler im April 1933 und Inhaftierungen
Schon kurz nach Hitlers Ernennung zum Reichskanzler begannen neue Angriffe auf jüdische Geschäfte und Betriebe. Bis Ende März waren jüdische Geschäfte, Arzt- und Anwaltspraxen in einigen deutschen Großstädten zwangsweise geschlossen, mehrere Inhaber beraubt und vertrieben worden. Am 9. März nahmen SA-Angehörige im Berliner Scheunenviertel Dutzende osteuropäischer Juden fest und misshandelten sie in den Kellern ihrer Stationen. Der Boykott begann im gesamten Deutschen Reich am 1.April.1933. Angehörige der SA, der HJ und des Stahlhelms postierten sich vor Geschäften, Anwaltskanzleien und Arztpraxen mit jüdischen Inhabern und hinderten Kunden bzw. Mandanten und Patienten am Betreten. Sie sollten Kunden, Mandanten und Patienten vom Betreten hindern. Propagandaschilder mit Aufschriften wie „Kauft nicht bei Juden!“ unterstützten den Boykott. Menschen, die sich dem Boykott widersetzten, wurden öffentlich diffamiert.
In der NS-Propaganda wurde diese Aktion umgedeutet als Abwehrmaßnahme gegen die angebliche „jüdische Kriegserklärung gegen Deutschland“ und ausländische „Gräuelpropaganda“ und als Verteidigung gegen das sogenannte „internationale Finanzjudentum“. Um diese Propaganda zu unterstreichen, wurden manche Boykott-Schilder sogar auf Englisch verfasst.
Auch Tageszeitungen wie der Hofer Anzeiger unterstützten den Boykott propagandistisch.
Was passierte in Hof?
Schon Tage vor dem Protest erschienen im Hofer Anzeiger propagandistische Zeitungsartikel. (Dokumentation). Der Aufruf zum Boykott, der am 1. April 1933 veröffentlicht wurde, rechtfertigt die Maßnahme als gerechte Antwort auf die angebliche „gemeine jüdische Gräuelpropaganda im Ausland“. „Deutschen“, die noch bei „Juden“ einkauften, wurde Vaterlandsverrat vorgeworfen und der Ausschluss aus der „Schicksalsgemeinschaft aller Deutschen“ angedroht.
Den Auftakt des Boykotts bildete am 31. März 1933 eine Kundgebung der NSDAP in Hof, auf der der NSDAP-Kreisleiter Benno Kuhr eine verleumderische und hetzerische Propagandarede hielt.
Verhaftungen im Rahmen des Boykotts:
Auch in Hof wurden im Umfeld des Protestes einige jüdische Männer in Schutzhaft genommen. Die genaue Anzahl ist nicht bekannt. Darunter waren David Blauzwirn, Dr. med. Georg Braun, Max Franken, Salomon Linz, Herbert Frank, Dr. jur. Fritz Kronenberger, Simon und Selma Rapp und Leopold Weil. Auch nach dem offiziellen Ende des Boykotts postierten sich vor den Läden jeweils zwei SA-Männer, die einfach wort- und tatenlos dastanden. Um die jüdischen Geschäfte zu kennzeichnen, brachte die NSDAP schwarze Schilder mit einen gelben Kreis, in dem „Jude“ stand, in den Schaufenstern an. Auch wenn die Hofer Bürger weiterhin in den jüdischen Geschäften einkauften, gingen die Umsätze in der Folgezeit stark zurück.
Der April-Boykott war die erste organisierte Maßnahme im Rahmen einer systematischen Ausgrenzungspolitik gegenüber der jüdischen deutschen Bevölkerung aus der Wirtschaft und Gesellschaft. In den Folgejahren wurden Juden Opfer einer systematischen Arisierung ihres Besitzes und sämtlicher Rechte beraubt. Spätestens ab 1941 begann die systematische und industrielle Vernichtungspolitik gegenüber der jüdischen Bevölkerung.